Der Neue Kunstverein in Gießen ist in einem kleinen, solide gemauerten Pavillon untergebracht, der früher unter anderem auch als Kiosk genutzt wurde. Für den Kottbusser Kiosk wurde der kleine Innenbereich des Kunstortes mit einer Installation besetzt, die sich auf die Architektur und ehemalige Funktion des Pavillons bezieht. Hinter dem Titel Kottbusser Kiosk verbirgt sich die zitierende Auseinandersetzung mit einem zehnstöckigen Berliner Wohnblock aus dem Jahr 1975. Dieses Gebäude, das Neue Kreuzberger Zentrum am Kottbusser Tor, blickt auf eine denkwürdige politische Vergangenheit von Korruption, verfehlter Stadtplanung und bürgerlichem Widerstand zurück.
Martin Pfahler greift ein Stück der Außenverkleidung des Appartementblocks in einer fragilen, verkleinerten Konstruktion auf. Er passt sie als raumgreifende Faltung, für die Oberfläche und Struktur gleichermaßen wichtig sind, in den Pavillon ein. Das rätselhafte Fassadenzitat eines existierenden Gebäudes erfüllt im Gießener Kunstverein durch die abgerundete Öffnung in der Wand, die als Durchreiche gelesen werden kann, die einfachste Voraussetzung für das mögliche Bild eines Kiosk im Kiosk.
Kottbusser Kiosk
Neuer Kunstverein Giessen, 2013
Metall, Pappe, Epoxidharz
250 x 350 x 60 cm